Radreisebericht Alpentour 2006: Venedig -> Wien

Unsere Planung für die Venedig-Wien-Tour begann im Herbst 2005 mit der Idee, die sicherlich jeder Reiseradler schon hatte, dass es toll wäre, von zu Hause aus über die Alpen ans Meer zu radeln. Schnell war klar, unser Ziel sollte Venedig sein. Die Rückreise wollten wir mit dem Nachtzug antreten, um mit den schweren Rädern nicht umsteigen zu müssen. Doch leider erwies es sich als unmöglich, für die Rückfahrt im Nachtzug Stellplätze für unsere Räder zu reservieren, die wir aber natürlich nicht in Venedig lassen wollten. Auch der Vorschlag des überaus hilfreichen Mannes von der Radfahrer-Hotline der Bahn, wir sollten die Räder doch einfach mit einer Spedition nach Hause schicken, half nicht wirklich weiter.

Daher entschieden wir uns zunächst, Tickets für die Hinfahrt nach Venedig zu kaufen und von dort zurückzuradeln. Im Laufe des Winters entstand dann bei der Planung der Route die Idee von Venedig nicht nach Köln, sondern nach Prag zu radeln. Wir hofften, dass wir von dort schon irgendwie wieder nach Hause kommen würden.

So standen wir also an einem Freitag abend Ende Juli endlich mit den vollgepackten Rädern am Kölner Hauptbahnhof, um nach Venedig zu fahren. Das Abteil im Zug hatten wir größtenteils für uns, unsere Mitreisenden stiegen erst zu, als wir schon schliefen und gingen morgens um 6 Uhr schon wieder, dafür war allerdings die Klimaanlage defekt. Aber es war toll, am nächsten Morgen aufzuwachen und die Berge zu sehen.

Unserer Ankunft in Venedig sahen wir mit gemischten Gefühlen entgegen, weil wir nicht wussten, wie wir mit den Rädern zur Autofähre zum Lido kommen würden, ohne allzuviele Brücken überqueren zu müssen. Unsere Bedenken erwiesen sich jedoch als unbegründet, da man den Bahnhof nicht nur durch den Haupteingang verlassen kann, sondern auch über die Gleise in Richtung Stellwerk gehen kann, von welchem aus man auf die Autostaße zur Insel Tronchetto und zur Autofähre zum Lido gelangen kann. Eine halbe Stunde nach unserer Ankunft waren wir auf der Fähre und bald danach hatten wir auch den Campingplatz gefunden, den wir uns zu Hause schon rausgesucht hatten.

Den folgenden Tag verbrachten wir natürlich mit einer Stadtbesichtigung, bevor es Montags morgens endlich auf die Räder gehen sollte. Als wir morgens aufwachten, erwartete uns statt dem strahlenden Sonnenschein der letzten Tage ein bedeckter Himmel, der gefährlich nach Regen aussah. Zumindest schafften wir es noch, unser Zelt einzupacken, bevor es anfing zu regnen, dafür musste jedoch das Frühstück ausfallen. Zum Glück hörte es jedoch bald wieder auf zu regnen, so dass wir schon bald unsere Sonnencreme brauchten.

Unsere erste Etappe führte uns zunächst einige Kilometer an der Küste und dann auf kleinen, ruhigen Nebenstraßen an der Piave entlang in Richtung der Dolomiten. Nach etwa 100km erreichten wir abends Vittorio Veneto, von dort aus konnte man schon die Berge sehen. Da es in Vittorio Veneto und Umgebung offenbar keinen Campingplatz gibt, nahmen wir uns ein Zimmer in einem sehr netten Hotel mit Klimaanlage.

Der nächste Morgen brachte direkt bei der Abfahrt eine Begegnung mit sich, wie wir sie in den nächsten Wochen noch öfter haben sollten. Ein alter Mann sah uns mit unseren Rädern und wollte natürlich wissen, wo wir herkommen und wo wir hinfahren. Leider sprechen wir kaum Italienisch, so dass wir uns hautpsächlich mit Händen und Füßen und durch die Nennung von Ortsnamen mit ihm verständigen konnten. Seine Begeisterung, als er merkte, dass wir in die Dolomiten fahren wollen, trug deutlich zur Motivation für die Bergetappen, die uns an diesem Tag bevorstanden, bei.

Hatte es bei unsere Abfaht in Venedig morgens noch geregnet, war an diesem Morgen davon nichts mehr zu bemerken. Wir fuhren zunächst auf der SS51 Richtung Ponte nelle Alpi und Cortina d’Ampezzo, die auf diesem Stück noch parallel zur Autobahn verläuft, so dass hier deutlich mehr Radfahrer als Autos unterwegs waren. Dieses Bild änderte sich leider hinter Ponte nelle Alpi, da dort die Autobahn endet, so dass wir in Longarone beschlossen, auf eine kleine Seitenstraße nach Zoldo Alto abzubiegen. Hier machte das Radeln natürlich viel mehr Spaß als auf der stark befahrenen Hauptstraße, aber dafür waren die Berge teilweise auch ganz schön steil, so dass wir froh waren, als wir endlich den Campingplatz erreicht hatten, auch wenn dieser einer der schlechtesten Campingplätze war, die wir auf der ganzen Tour gesehen haben.

 

Am nächsten Morgen stand uns unser erster Pass bevor, der Passo Cibiana mit 1530 Metern Höhe, von denen wir an diesem Morgen jedoch „nur“ noch etwa 600 Höhenmeter bewältigen mussten. Während der Auffahrt überholte uns kurz vor der Passhöhe eine Gruppe von Rennradfahrern, die wir sehr um ihre leichten Räder beneideten. Sie gaben uns, aufgrund unserer mangelnden Italienschkenntnisse, mit Händen und Füssen zu verstehen, dass wir es fast geschafft hatten und ca. 15 Minuten später waren wir tatsächlich oben. Leider versprach die Abfahrt nicht dass, was wir uns erhofft hatten, da die Straße in einem sehr schlechten Zustand war und nicht gut einzusehen war, so dass wir mehr bremsen mussten als wir rollen lassen konnten.

Am Ende der Abfahrt stießen wir wieder auf die SS51 Richtung Cortina d’Ampezzo. Parallel zur Straße verlief ein Radweg auf einer ehemaligen Eisenbahntrasse, dem wir bis Cortina folgten, wo wir einen ganz netten Campingplatz fanden. Den nächsten Tag nutzten wir zum Wäschewaschen und für eine kleine Stadtbesichtung. Abends trafen wir auf dem Campingplatz noch einen Radler aus den Niederlanden, der an diesem Tag aus Toblach, unserem Ziel für den nächsten Tag, gekommen war. Wir folgten jedoch am nächsten Tag nicht seiner Empfehlung, über den Passo Tre Croci und am Lago di Misurina vorbei zu fahren, sondern folgten weiter dem Ragweg auf der ehemaligen Eisenbahntrasse. Der Radweg verlief größtenteils fernab der Straße durch die Berge, vorbei an ehemaligen Bahnhöfen und durch alte Eisenbahntunnel. Auch die Steigung war durch die frühere Funktion der Strecke sehr moderat. Kurz nach dem Dürrensee, auf der Abfahrt nach Toblach begann es heftig zu regnen, so dass wir vom geschotterten Radweg auf die Straße wechselten, um uns in Toblach schnell irgendwo unterstellen zu können.

Zum Glück hörte der Regen bald auf und wir verließen Toblach auf dem Drau-Radweg in Richtung Lienz. Auf dem Weg durchs Pustertal fuhren unsere Räder fast wie von selbst, denn Lienz liegt auf 1200 Meter, während das nur etwa 45km entfernte Lienz auf nur 700 Metern liegt.

 

In Lienz legten wir einen Ruhetag ein, weil wir nicht an einem Samstag Richtung Heiligenblut (an der Großglockner- Straße), unserem nächsten Ziel, aufbrechen wollten. Als wir bei einem Stadtbummel dann eine riesige Autolawine sahen, die sich Richtung Tauernautobahn und Großglockner-Hochalpenstraße durch den Ort wälzte, waren wir sehr froh über diese Entscheidung.

Die Strecke von Lienz nach Heiligenblut führte uns zunächst über einen kleinen Pass ins Mölltal, wo es einen asphaltierten Radweg gab, der zunächst parallel zur Straße verlief, dann jedoch auf kleineren Straßen immer mal wieder über Kuhwiesen und in die Berge führte. Leider war der Weg dabei nicht immer gut ausgeschildert, so dass wir an einer Kreuzung nicht in einen zugewachsenen Feldweg einbogen, sondern auf der asphaltierten Straße blieben. Ein großer Fehler, wie sich etliche Höhenmeter später herausstellen sollte, als die Straße plötzlich und ohne Vorwarnung an 2 Bauernhöfen endete. Von dort aus konnten wir unser Ziel Heiligenblut zwar sehen, aber es gab keine Möglichkeit dorthin zu kommen. So mussten wir den Berg wieder runterrollen bis zu der Kreuzung mit dem zugewachsenen Feldweg, über den wir dann nach kurzer Zeit wieder auf die Hauptstraße nach Heiligenblut kamen. Nach weiteren 3 Kilometern mit einer teilweise ganz ordentlichen Steigung erreichten wir Heiligenblut. Von dem sehr schönen Campingplatz aus konnten wir sogar den Großglockner sehen.

 

Am nächsten Tag ließen wir die Räder stehen und fuhren mit dem Bus zur Franz-Josefs-Höhe, um uns den Gletscher anzuschauen. So konnten wir dann am darauffolgenden Tag ausgeruht auf die Großglockner-Hochalpenstraße fahren. Als wir losfuhren, war es zwar bedeckt, aber trocken, was eigentlich ganz angenehm war, denn wir schwitzten auch ohne Sonnenschein schon genug. Bis zur Mautstation windet sich die Straße in starken Serpentinen, danach wird es erstmal wieder flacher. Als es wieder steiler wurde, wurden wir mehrmals von Leuten, die am Straßenrand parkten, angefeuert, was erstaunlicherweise wirklich motiviernd ist.

Nach einer ausgedehnten Pause waren wir um 12 Uhr nur noch ca. 300 Höhenmeter vom Hochtor entfernt, als es heftig anfing zu regnen. Trotz unserer Regensachen, die wir sofort angezogen hatten, waren wir nach kurzer Zeit so durchnässt, dass wir uns in einem Hotel, das zum Glück noch kurz unterhalb des Gipfels lag, ein Zimmer nahmen. Die Wirtin hatte zwar soviel Angst um ihren Fußboden, dass wir uns in der Garage, in wir die Räder unterstellen konnten, umziehen mussten, aber ihr Mann war deutlich netter und stellte unsere nassen Schuhe in den Heizungskeller, so dass wir am nächsten Morgen wieder mit trockenen Schuhen starten konnten.

Gleichzeitig mit uns startete an diesem Morgen vom Hotel ein Reisebus mit Touristen, zum Glück jedoch in die andere Richtung, denn die Businsassen schienen uns, ihren Blicken nach zu urteilen, für ganz schön verrückt zu halten. Außerdem hatten wir so die Straße für uns alleine, denn es war so nebelig und kalt, dass kaum jemand unterwegs war. Nach ungefähr 2,5 Kilometern hatten wir dann auch schon das Hochtor erreicht, wo wir leider von der Umgebung nichts erkennen konnten. Mit Eiskristallen auf der Jacke setzten wir unsere Fahrt fort. An der zweiten Spitze der Großglockner-Straße, dem Fuschertörl, trafen wir einen anderen Radfahrer, der an diesem Morgen schon aus Bruck hochgefahren war, allerdings ohne Gepäck. Witzigerweise stellte sich im Gespräch heraus, dass er ebenfalls aus Köln kam.

Bei der Abfahrt zur Mautstation in Ferleiten wurde es zum Glück schnell wieder deutlich wärmer. Da es noch so früh am Morgen war, fuhren die meisten Autos und Motorräder bergauf und kamen uns somit entgegen, so dass wir bei der Abfahrt fast freie Fahrt hatten, was den Spaßfaktor sicherlich deutlich erhöht hat.

Wir radelten an diesem Tag noch bis Zell am See, wo wir eigentlich ein paar Ruhetage einlegen wollten. Schon als wir das Zelt aufbauten, waren wir von dem Campingplatz nicht besonders begeistert, weil die Zeltwiese eher einer Schotterfläche als einer Wiese glich und die Zelte an den äußersten Rand des Campingplatzes auf eine schmale Fläche zwischen See und einer vielbefahrenen Straße gedrängt wurden. Als dann eine Gruppe betrunkener Teenies auch noch den ganzen Abend lautstark Musik hörte und wir von andern Campern hörte, das sei jeden Abend so, beschlossen wir am nächsten Tag weiterzufahren.

Nach einer Nacht mit wenig Schlaf regnete es am nächsten Morgen auch noch, aber da wir unbedingt weiterfahren wollten, bauten wir trotzdem das Zelt ab und fuhren im Regen los. Leider änderte sich das Wetter auch den ganzen Tag nicht, so dass wir nach ca. 60km entlang des Tauern-Radweges (der bei Sonne sicherlich sehr schön ist) völlig durchnässt St. Johan im Pongau erreichten. Dort nahmen wir uns eine Ferienwohnung und hofften auf besseres Wetter. Leider hörte es überhaupt nicht auf zu regnen und auch die Wettervorhersage im Radio war nicht besonders vielversprechend, so dass wir am nächsten Tag ein Internet-Cafe aufsuchten, um zu schauen, ob denn überhaupt irgendwo besseres, d.h zumindest trockeneres Wetter zu erwarten sei. Unsere Fluchtmöglichkeiten aus St. Johan hießen laut der Wettervorhersage im Internet Frankreich oder Kärnten. Wir entschieden uns, unsere Prag-Pläne zu verwerfen, stattdessen nach Kärnten zurückzukehren und ab Lienz dem Drau-Radweg zu folgen und dann von dort irgendwie Richtung Wien zu fahren.

 

Zwei Tage später saßen wir im Zug nach Lienz, wo uns tatsächlich Sonnenschein erwartete. An den folgenden Tagen radelten wir recht wenig und genossen stattdessen die Kärntener Seen. Vom Millstädter See ging es zum Ossiacher See und von dort zum Wörther See, den wir von Velden nach Klagenfurt mit dem Schiff überquerten. Die Seen liegen zwar nicht direkt am Drau-Radweg, aber selbst die stärker befahrenen Straßen hatten meistens zumindest einen Seitenstreifen, der sich mit den Rädern recht gut befahren ließ. Rund um die Seen gab es fast immer einen Radweg, der jedoch von vielen Touristen benutzt wurde und der nicht auf Räder mit Gepäck ausgerichtet ist. Deshalb war es, wenn uns andere Radler entgegenkamen, oft so eng, dass wir irgenwann fast nur noch auf der Straße gefahren sind. Erstaunlicherweise schien dies weniger die Autofahrer zu stören als die anderen Radfahrer. Einmal wurden wir wüst von einem radelnden Vater beschimpft, der in uns wohl ein schlechtes Vorbild für seine Kinder sah.

Sonst hatten wir an Kärntener Seen mit unseren beladenen Rädern eher Exotenstatus, nirgendwo sonst mussten wir so oft die Frage beantworten, wo wir herkommen und wo wir noch hinwollen. Andere Reiseradeler haben wir, wenn überhaupt, nur direkt am Drau-Radweg gesehen.

In Klagenfurt schauten wir uns einen Tag die Stadt an und vervollständigten unser Kartenmaterial für die kommenden Tage, da wir natürlich für unsere geänderte Route keine Karten mithatten. Als wir aus Klagenfurt aufbrachen, regnete es leider schon wieder. Da wir aber unbedingt die Tour zu Ende fahren wollten, d.h. in einer „richtigen“ Stadt ankommen wollten, fuhren wir an diesem und am nächsten Tag im strömenden Regen und übernachteten aber statt im Zelt in einer Ferienwohnung bzw. in einem Hotel. Die Besitzer waren alle sehr nett, die einen stellten extra für uns die Heizung an und das, obwohl sie mit noch mit Holz heizten, die anderen steckten unsere Radelschuhe kurzerhand in den Wäschetrockner.

An den Regentagen nachdem wir Klagenfurt verlassen hatten, fuhren wir zunächst weiter entlang der Drau Richtung Lavamünd an der Grenze zu Slowenien und radelten von Lavamünd aus nach Norden. Von Lavamünd nach Bad St. Leonhard gibt es einen sehr schönen Radweg, der wirklich gut ausgeschildert ist und keine unnötigen Schlenker durch die am Radweg liegenden Dörfer und Berge macht.

Bad St. Leonhard verließen wir nicht nur mit im Hoteltrockner getrockneten Radelschuhen, sondern auch endlich wieder bei Sonnenschein. Von Bad St. Leohard ging es an diesem Tag weiter nach Norden, zuerst nach Zeltweg an der Mur und dann weiter an der Mur entlang nach Leoben. Zwischen Bad St. Leonhard und Zeltweg mussten wir allerdings zunächst noch einige Höhenmeter überwinden. Auf diesem Stück gab es keinen speziellen Radweg, nur ab und zu einen straßenbegleitenden Radweg, deshalb fuhren wir auf der Straße, wo aber an diesem Sonntagmorgen nicht viel Verkehr war. Da die Berge auf diesem Stück nicht allzu steil waren und wir auch an der Mur entlang recht gut vorwärts kamen, erreichten wir am schon am frühen Nachmittag Leoben.

Der weitere Weg nach Norden führt von Leoben aus über die Eisenstraße nach Eisenerz und an die Enns, was für uns auch nochmal etwa 1000 Höhenmeter gewesen wären. Da unser Urlaub sich so langsam seinem Ende näherte und wir nicht in allerletzter Sekunde in Wien einradeln wollten, beschlossen wir, in Leoben zu versuchen mit dem Postbus bis Eisenerz zu fahren, um die Steigung zu umgehen (Schließlich hatten wir ursprünglich ja auch geplant, Richtung Prag nur einmal über die Alpen zu radeln und nicht direkt zweimal.).

Eigentlich nehmen die Postbusse keine Räder mit, glücklicherweise beginnt die Postbusroute in Leoben, so dass wir vor der Abfahrt genug Zeit gehabt hätten, den Busfahrer zu überreden, wenn er unser Räder nicht hätte mitnehmen wollen. Da wir jedoch nur zu zweit waren, war der Busfahrer fast sofort damit einverstanden, nicht nur uns, sondern auch unsere Räder mitzunehmen. Das eigentliche Problem entstand erst, als unsere Räder schon im Gepäckladeraum lagen und der Fahrer versuchte, die Klappen wieder zu schließen. Die Gepäckladeräume waren bei diesem Bus offenbar so lange nicht benutzt worden, dass beim Öffnen eines der Schlösser kaputtgegangen war und sich die eine Seite nun nicht mehr schließen ließ. Der Busfahrer versuchte zunächst, die Tür mit Klebeband aus dem Verbandskasten zuzukleben, was aber natürlich nicht hielt. Zum Glück hatten wir jedoch genügend Spanngurte für unser Packsäcke mit, mit denen wir hier nun die defekte Klappe im Laderaum festgurten konnten. Zum Dank für die Spanngurte durften wir dann umsonst mit dem Bus fahren. An der Endhaltestelle in Eisenerz liehen wir dem Busfahrer noch einen unserer Schraubenzieher, damit die Klappe auf der Rückfahrt ohne unsere Spanngurte nicht aufgeht, und sausten dann hinunter an die Enns, wo wir noch ein letztes Mal mit großartigem Blick auf die Berge zelteten.

Am nächsten Tag folgten wir der Enns entlang Richtung Steyer, wobei die Gegend langsam merklich flacher wurde. Dafür regnete es zwischendurch immer mal wieder und die Führung des Radweges ist so umständlich, dass wir hauptsächlich auf der Straße fuhren. Dort war zwar recht viel Verkehr, aber zumindest blieben uns so die unnötigen Steigungen des Radweges erspart, der immer wieder vom Fluss weg in die Berge führt und dabei Steigungen aufweist, die mit beladenen Rädern fast nicht mehr zu radeln, geschweige denn zu schieben, sind.

 

Nach etwa 75km erreichten wir an diesem Nachmittag Steyer. Die Stadt sah schon auf dem Weg zum Campingplatz sehr hübsch aus, so dass wir beschlossen, nur kurz das Zelt aufzubauen und uns dann noch ein wenig die Stadt anzuschauen. Beim Zeltaufbau passierte dann jedoch die große Katastrophe: Mit einem sehr hässlichen Geräusch brach eine unserer Zeltstangen und schlitzte am Gestängekanal ein Stück vom Zelt auf. Zunächst waren wir jedoch noch optimistisch, schließlich war ja bei dem Zelt auch eine Reperaturhülse für defekte Stangen dabei und der Riss nicht allzugroß. Nachdem wir die Stange mit der Reperaturhülse ausgestattet hatten und vorsichtig erneut versuchten, das Zelt aufzustellen, brach die Stange zum zweiten Mal. Mittlerweile war es nach 17 Uhr, um 18 Uhr schlossen die Geschäfte und der nächste Tag war in Österreich ein Feiertag. Zum Glück konnte uns der Platzwart einen Laden nennen, bei dem wir hoffentlich eine neue Stange bekommen würden.

Leider war die Verkäuferin dort allerdings weder willig noch fähig uns zu helfen. Es dauerte schon ungefähr 10 Minunten bis sie unserer Problem annähernd begriffen hatte. Dass wir aber nicht nur eine Ersatzstange brauchten, sondern auch noch vorhatten, in dieser Nacht in unserm Zelt zu schlafen, ging über ihren Verstand. Zu der Ersatzstange wollte sie uns auch nicht verhelfen, angeblich könne man keine Zeltstangen einzeln bestellen. Letztlich blieb uns nichts anderes über als eins der in diesem Laden angebotenen Billigzelte zu kaufen, von dem eine Stange eine ähnliche Länge hatte wie unsere gebrochene Stange.

So konnten wir für den Rest des Urlaubs doch noch wieder in unserem Zelt schlafen, allerdings hatten wir so leider an diesem Tag keine Zeit mehr uns Steyer anzuschauen und mussten die nächsten Tage ein zweites Zelt und somit unnötige 4 Kilo mit uns herumfahren. Sehr positiv waren jedoch die Reaktionen der anderen Camper in Steyer. Der Zeltplatz war sehr klein, so dass die meisten unser Zeltstangenproblem mitbekommen hatten und wir mehrfach an dem Abend und am nächsten Morgen angesprochen wurden, ob mit unserem Zelt alles wieder in Ordnung sei, ob wir eine Ersatzstange bekommen hätten etc. Das tröstete uns zumindest ein wenig über die gebrochene Zeltstange hinweg.

 

Von Steyer aus ging es dann am nächsten Tag noch die letzten Kilometer an der Enns entlang, bevor wir bei Mauthausen die Donau erreichten. Nach über drei Wochen, in denen wir die Radwege und Straßen oft für uns alleine hatten, war das hohe Radfahreraufkommen an der Donau ersteinmal gewöhnungsbedürftig. Zum Glück war der Radweg meist breit genug, so dass wir trotz der zahlreichen Radfahrer gut vorwärts kamen. Außerdem war es sehr nett, sich abends mal wieder mit anderen Radfahrern unterhalten zu können.

 

Was uns entlang der Donau jedoch am meisten gestört hat, waren nicht die vollen Radwege, sondern die überfüllten Cmpingplätze, die von ihrer Infrastruktur überhaupt nicht auf diese Mengen von Übernachtungsgästen eingestellt waren. Dass die Übernachtungsgäste, egal ob sie mit dem Rad oder dem Kanu unterwegs sind, abends auch noch alle fast gleichzeitig eintreffen und morgens zur gleichen Zeit wieder aufbrechen, entspannt die Lage nicht wirklich. Für uns waren die Campingplätze vermutlich vor allem deshalb so enttäuschend, weil wir in den Wochen davor, besonders in Kärnten, einige wirklich tolle Campingplätze kennengelernt haben, die oft genauso voll, aber deutlich sauberer waren.

Nach ca. 200km mit strahlendem Sonnenschein entlang der Donau erreichten wir dann Wien. Landschaftlich war dieser Teil der Strecke sehr schön, die Wachau wurde sogar zum Weltkulturerbe erklärt, denoch erschien es uns nach den Alpen eher unspektakulär.

Da wir ein wenig Puffer eingeplant hatten und wir aber ohne Pannen in Wien angekommen waren, hatten wir in Wien noch 2 Tage Zeit, bevor wir wieder nach Hause fahren mussten. Froh darüber, schon mehrmals in Wien gewesen zu sein und kein anstrengendes Besichtigunsprogramm mehr absolvieren zu müssen, verbrachten wir unser beiden letzten Urlaubstage hautpsächlich auf dem Naschmarkt und in einem der Donau Strandbäder.

Nach 1300 gefahrenen Kilometern und vier sehr tollen Wochen, in denen wir unheimlich viel gesehen und erlebt haben, brachte uns dann der Nachtzug wieder nach Köln, wo uns direkt am Hauptbahnhof ein älterer Mann mit Rad den Weg erklären wollte und ganz enttäuscht war, als er hörte, dass wir uns hier auskennen

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